Geschwindigkeitsmessungen von Glasfaseranschlüssen
Worum es geht:
Da hat man jetzt seinen neuen Glasfaseranschluss, aber man kommt nicht auf die erhoffte Geschwindigkeit. Liegt es an meiner Home-IT oder liegt der Fehler im Bereich der Internet-Service-Providers (ISP)?
Fehlersuche und der Verantwortungsbereich
Vielleicht habt ihr es schon mal erlebt: Der neue Internet-Anschluss bringt gefühlt nicht die Geschwindigkeit, die man sich erhofft hat.
Also verwendet man einen der zahlreichen Tests, die man im Internet per Browser nutzen kann, und siehe da: Die gemessenen Up- und Downloads sind geringer als erwartet.
Die Ursachen können im Bereich des ISPs liegen, häufig ist aber auch die eigene IT die Ursache:
- Der übernommene Router oder ein Switch schaffen die Geschwindigkeit nicht
Ich hatte zum Beispiel einen Switch im Einsatz, um PC und Drucker an das gleiche LAN-Kabel zu hängen. Der hatte zwar Gigabit-Anschlüsse, kam tatsächlich aber nicht über 150 MBit/s hinaus - Die eigenen LAN-Kabel haben einen Schaden (Aderbruch, Kontaktschwierigkeiten im Stecker). Besonders wenn die Geschwindigkeit knapp unter 100 MBit/s bleibt, würde ich da suchen. Ein defektes Kabel kann Geräte dazu veranlassen, statt einer 1 GBit-Kabelverbindung nur 100MBit aufzubauen
Selbstverständlich sollte man solche Geschwindigkeitstests nur mit kabelgebundenen Geräten durchführen (PC, Notebook). WLAN ist dafür ungeeignet.
Hinweis: Die folgende Beschreibung gilt für das Glasfasernetz der Deutschen Glasfaser. Ich vermute aber, dass bei ähnlichem Aufbau es auch in anderen Netzen funktioniert
Messung der Geschwindigkeit des ISPs
Wer den "klassischen" Aufbau zu Hause hat, der ist fein raus:
- Die Glasfaser endet in einem Modem. Das Modem wurde vom ISP (z.B. Deutsche Glasfaser) installiert.
- Vom Modem führt ein LAN-Kabel zum Router
- Der Router verteilt den Anschluss per LAN-Kabel oder WLAN an die Geräte im Haushalt
Bei zu geringer Geschwindigkeit macht es keinen Sinn, gleich die Hotline des ISP anzurufen, besonders dann, wenn der Router ein eigener ist, also nicht gemietet.
Sinnvoll ist also ein Geschwindigkeitstest, der die eigene IT nicht berücksichtigt.
Dazu ändert man die Anordnung wie folgt:
- Man entfernt LAN-Kabel zwischen Modem und Router
- Man schließt einen PC/Notebook mit einem möglichst neuen LAN-Kabel direkt an das Modem.
- Jetzt erst den PC einschalten. Damit wird sichergestellt, dass da nicht irgendwelche Werte zwischengespeichert werden
- WARTEN - Es kann schon mal eine Stunde dauern bis der PC eine IP-Adresse bekommen hat. Man kann das z.B. testen, indem man im Browser eine Seite aufruft, die praktisch nie ausfällt (z.B. google.com)
- Jetzt erst den Geschwindigkeitstest durchführen. Das sollte mit einem zuverlässigen Dienst durchgeführt werden. Die Ergebnisse sollten dokumentiert werden.
Bei diesem Verfahren schließt man die eigene IT bis auf den PC und das LAN-Kabel aus. Wenn hier also die Geschwindigkeit zu klein ist, liegt es zu 99% am ISP. Mit einem dokumentierten Test kann man eventuelle Abwimmelversuche der Hotline abwehren.
Warnung
- Der PC bekommt auf diese Weise eine "öffentliche" IP-Adresse (IPv4 oder IPv6). Er ist direkt mit dem Internet verbunden. Die einzigen Schutzmaßnahmen vor Schadsoftware und Hackerangriffen sind die Vorkehrungen, die auf dem PC installiert sind (Virenscanner, Firewall).
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Der PC sollte nach der Durchführung des Tests sofort wieder vom Modem getrennt werden
Empfehlenswerte Anbieter von Geschwindigkeitstests
Bei einem Geschwindigkeitstest werden Daten ausgetauscht. Um einen aussagekräftigen Test zu machen muss der Server natürlich in der Lage sein, die Daten schnell genug zu empfangen oder zu senden.
Gute Erfahrungen habe ich mit diesen 2 Anbietern gemacht:
-
Breitbandmessung
Die Seite der Bundesnetzagentur. Vorgesehen zu prüfen, ob ein ISP wirklich die zugesagte Verbindungsgeschwindigkeit einhält. Es halten sich die Gerüchte, dass Verbindungen zu dieser Seite bevorzugt werden. Das wäre ja in unserem Sinne, wir wollen ja prüfen, ob der Anschluss technisch gesehen in der Lage ist, die Geschwindigkeit zu bringen. -
meter.net
Eine Seite in Englisch. Aber sie verbinden immer zu günstig gelegenen schnellen Servern.
Abweichende Bedingungen
Nicht bei der Deutschen Glasfaser - was dann?
Wie schon gesagt, diese Methode funktioniert bei Anschlüssen der Deutschen Glasfaser. Ich vermute aber, dass es auch bei anderen Glasfaseranbietern funktioniert, wenn
- es ein Router per LAN-Kabel an ein Glasfaser-Modem angeschlossen ist
- der Router so eingestellt ist, dass er "ein vorhandenes LAN verwendet".
Der Nutzer einer FritzBox kann das in den Einstellungen / Internet / Zugnagsdaten prüfen:
- Anschluss an ein externes Modem oder Router
- Es werden keine Zugangsdaten benötigt
Router mit integriertem Glasfasermoden
Hat man einen modernen Router mit integriertem Glasfasermodem (die Glasfaser geht also direkt in den Router), so muss man den Router natürlich mit einbeziehen.
Dazu also:
- Im Router alle "Umleitungen" (VPN, andere DNS-Server, ...) abschalten
- WLAN ausschalten
- Alle LAN-Kabel abstöpseln
- Den PC an den Router mit einem LAN-Kabel anschließen
- weiter wie oben beschrieben
Der (eigene) Router ist zwar jetzt immer noch in der Messstrecke, allerdings ist es bei einem solchen modernen Router unwahrscheinlich, dass er die Verbindung bremst.
Haben sie andere Erfahrungen gemacht? Dann kontaktieren sie mich bitte. Ich werde diesen Post gerne ergänzen